Wie gut funktioniert die Kombination?
Wie vertragen sich Photovoltaik und Hühnerauslauf? Ein Naturland-Hähnchenmastbetrieb in Calden (Hessen) testet das in der Praxis. Das Ergebnis: Die Module strukturieren und beschatten den Auslauf, senken die Energiekosten und helfen, die politischen Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien umzusetzen.
Auf der Öko-Mastgeflügeltagung der Verbände Naturland und Biokreis Ende November 2021 stellte Christian Hess (Projektleiter Großbetriebe, BLG Project GmbH) das Konzept für die Kombination von Hühnerausläufen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen vor. Dieses wird aktuell auf einem Naturland Hähnchenmastbetrieb in Calden (Hessen) umgesetzt.
Schatten und Schutz vor Greifvögeln
Dort stehen 6 Hektar Auslauffläche zur Verfügung, die mit PV-Modulen in Süd- und in West-Ost-Ausrichtung genutzt werden soll. Die Module werden so angeordnet, dass sie streifenförmig vom Stall wegführen. Dadurch wird der Auslauf strukturiert und die Tiere dazu angeregt, die Fläche komplett zu nutzen. Die Module sorgen für Schatten und schaffen trockene Stellen im Auslauf, die sich zum Staubbaden eignen. Erwartet wird außerdem, dass die Module den Hähnchen einen guten Schutz vor Greifvögeln bieten. Ein Vorteil gegenüber herkömmlichen Freiflächenanlagen besteht darin, dass keine zusätzliche Fläche aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen wird, sondern mit der Auslauffläche eine vorhandene Fläche sinnvoll doppelt genutzt werden kann.
Die Module lassen sich mit Profilrohren windsicher aufstellen. Dabei geht kaum Fläche verloren und auch ein späterer Rückbau ist einfach möglich. Die Höhe der Module ist variabel, die Tiere sollten nicht auf die Module springen können. Für das vorliegende Projekt wird die Unterkante auf 80 cm, die Oberkante auf 280 cm Höhe gesetzt. Aus Versicherungsgründen muss die PV-Fläche einmal im Jahr gemäht werden. Hier wird sich zeigen, ob die Masthähnchen als „Rasenmäher“ ausreichende Arbeit leisten, sonst kann mit Schlepper oder Aufsitzrasenmäher nachgemäht werden.
Zugeständnis an den Naturschutz
Insgesamt werden 36 % des Auslaufs mit PV überbaut – ein Zugeständnis an die Naturschutzbehörde, mit der sich die Planer auf einen maximalen Deckungsgrad von 40 % geeinigt hatten. Damit kann eine Leistung von 0,005 TWh bereitgestellt werden, dies entspricht dem Strombedarf von 1400 Drei-Personen-Haushalten. Eine Förderung über das EEG ist für Flächenanlagen nur möglich, wenn diese im benachteiligten Gebiet oder in 200-m-Streifen neben Autobahnen oder Schienen liegen. Außerhalb dieser Gebiete ist die Direktvermarktung des Stroms eine Möglichkeit, um eine rentable Anlage zu bauen. Mittlerweile werden dabei auch Lieferverträge mit einer Laufzeit von 10 bis 20 Jahren geschlossen, sodass ausreichend Planungssicherheit gegeben ist.
Wichtige Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit ist allerdings ein Netzanschluss in akzeptabler Entfernung; ansonsten kann allein der Netzanschluss schnell mehrere Millionen Euro kosten. Die Kosten für die Module sind in den letzten Monaten stark gestiegen und liegen aktuell bei ca. 700 €/KWp.
Auch wenn die Module eine sehr lange Lebensdauer haben, sollten während des Betriebs Rückstellungen für einen eventuell nötigen Rückbau gebildet werden. Entsorgungskosten für ausgediente PV-Module fallen aktuell keine an, da sich die einzelnen Komponenten gut recyclen lassen. Im Bebauungsplan sollte festgeschrieben werden, dass die Fläche nach Rückbau der PV-Anlage wieder in die landwirtschaftliche Nutzung genommen werden kann.
Fazit: Gelungene Kombination
- Geflügelausläufe lassen sich gut für Photovoltaik-Freiflächenanlagen nutzen.
- Die Module schaffen Struktur und Schatten im Auslauf während sie gleichzeitig Strom produzieren.
- Wichtig ist, sich vor dem Bau gut mit den Genehmigungs- und Naturschutzbehörden abzustimmen.
- Ohne einen nahegelegenen Netzanschluss und langfristige Lieferverträge für den Strom geht es ebenfalls nicht.
- Im Bebauungsplan muss sichergestellt werden, dass die Fläche auch nach dem Rückbau der PV-Anlage landwirtschaftlich genutzt werden kann.